Archiv der Kategorie: Randnotizen

it had to be murder.

03.08. 2013

00.41 Uhr, immer noch 25 Grad und Rauschen vom Hafen. Im Unterhemd auf dem Balkon zum Hof. Musik und Nachbargemurmel aus dem Dunkel, ein Streit, dann schallgedämpftes Mündungsfeuer im Wohnzimmer gegenüber (spätes Fernsehflimmern), schließlich Polizeisirene! Hitchcock-Stimmung, fehlen nur noch Fernglas, Gipsbein und Grace Kelly.

Sonnenkobolde

01.08. 2013

Bastelschlümpfe, Kicherwichtel, Singemäuse, Wurzelzwerge, Ringelsocken, Knollenknirpse, Tausendfuß, Traumzauberbaum.
Schön, dass ab heute ein Rechtsanspruch auf einen KiTa-Platz für die Kleinen besteht. Aber wer denkt sich nur immer die sensationell bescheuerten Namen aus?

Feuerwehr. vigili del fuoco. Stüdafüch.

30.07. 2013

Dolomiti

Zurück in Hamburg. Die hohen Gipfel rufen: „Kommt zurück, ihr Idioten!“. Der Kalkstein hat recht, aber es nützt ja nichts; Arbeit wartet. Zudem kann nicht jeder Bergführer, Holzschnitzer, Hüttenwirt oder Knopfakkordeonist sein.

Kurze Ferien-Rückschau: Die Dolomiten und Alta Badia empfangen uns mit einem Schock: Die gebuchte Ferienwohnung liegt direkt an der von Motorradrockern (Zahnärzte im Ruhestand) und 60-Tonnern rund um die Uhr befahrenen Hauptverkehrsstraße. Hansi Hinternagler, der Vermieter, verweist keck auf die dreifachverglasten Scheiben und auf die Tatsache, dass wir den Lärm doch von der Stadt gewöhnt sein müssten. Nichts wie weg! Der naturburschikose Wirt legt unsere zweihundert Euro Anzahlung in den Küchenschrank und ist beleidigt. Eine Ortschaft weiter öffnet sich das Tal, auch findet sich eine ruhig gelegene, alpenkitschfreie Unterkunft mit Blick auf die Berge und Bimmelkirchlein ums Eck. Die Dörfler sprechen Ladinisch (Feuerwehr = Stüdafüch), der Cappuccino schmeckt hier tausendmal besser und die zivilisationsflüchtigen Wanderer liegen am dritten Tag mit Sonnenstich und zerschundenen Füßen fiebermatt im abgedunkelten Appartement. Immer erstmal übertreiben. Dann finden wir endlich Ruhe, Maß und Murmeltier.

Zuhause.

29.07. 2013

Zu viel Events. Zu viel Szene. Zu viel Avantgarde. Zu viel Kreative. Zu viel Shopping. Zu viel Starbucks. Zu viel Bio. Zu viel Konsum. Zu viel Junggebliebene. Zu viel Geländewagen. Zu viel Asphalt. Zu viel Worte. Zu viel Schweigen. Zu viel Baustelle. Zu viel Beton. Zu viel Glas. Zu viel Milchkaffee. Zu viel Pfefferminztee. Zu viel Bewusste. Zu viel Ideen. Zu viel Musik. Zu viel Energie. Zu viel Geld. Zu viel Dekoration. Zu viel Tradition. Zu viel Schirmmützen. Zu viel Vollbart. Zu viel Banken. Zu viel Backshops. Zu viel Unterhaltung. Zu viel Lärm. Zu viel Reichtum. Zu viel Armut. Zu viel Geschwindigkeit. Zu viel Retro. Zu viel Hundekot. Zu viel Politik. Zu viel Farbe. Zu viel Lobbyismus. Zu viel Müll. Zu viel Nachbarn. Zu viel Anfragen. Zu viel Möglichkeiten. Zu viel Auswahl. Zu viel Mode. Zu viel Luxus. Zu viel Werbung. Zu viel Konkurrenz. Zu viel Erfolg. Zu viel Niederlagen. Zu viel Schanze. Zu viel Junggesellenabschiede. Zu viel Nachrichten. Zu viel Neues. Zu viel Abgase. Zu viel Beleuchtung. Zu viel Comedy. Zu viel Medien. Zu viel Springer. Zu viel Sanierung. Zu viel Miete. Zu viel Makler. Zu viel Courtage. Zu viel Verdrängung. Zu viel Marke. Zu viel Metropole. Zu viel Widerspruch.

Huuu.

26.07. 2013

Franz Kafka war der Meinung, in den Wäldern sind Dinge, über die nachzudenken man jahrelang im Moos liegen könnte.
Es ist schon eine Leistung wenn es gelingt, sich auch nur ein paar Stunden diesen Dingen und Gedanken hinzugeben.

Lost

19.07. 2013

Der kleine Andreas möchte an der Information abgeholt werden. Seit drei Stunden niemanden mehr gesehen. Komplett allein in der Walachei stellt sich leichtes Muffensausen ein. Karten konnte ich noch nie lesen und die Verantwortung für mein Leben und das Auffinden der rechten Pfade habe ich vor Jahren dankbar einer elenden Navigations-App übergeben. Die Waldgeister lachen höhnisch: Hier gibt es kein Netz, Hosenscheißer. Langsam wird es dunkel. Wölfe heulen. Schliesslich stoße ich bei einer Gruppe Tannen auf ein einsames, lebkuchengedecktes Häuschen. Ich trete ein und mein Smartphone verbindet sich mit dem offenen WLAN „Blutwurst“. Ich öffne erleichtert Google Maps und siehe da: Ums Eck ist eine Bushaltestelle. Gerettet.

Ach so.

15.07. 2013

Irgendwann dann doch mal was addiert. Und die Alten hatten recht. Egal. Seit ein paar Jahren ist mir klar: Mein Glück liegt in der Natur, gesundes Leben ist die cleverste Form der Altersvorsorge und Zufriedenheit ein goldener Pfirsich. Düü-düü-düü-düü-düü-düü-trrr-zick! Was ist das für ein Vogel, der gerade so schön schluchzt? Es ist die Nachtigall und nicht die Lerche. Ach so, stimmt. Die Kunst und die Liebe, ohne die geht auch nichts.

120 dB

09.07. 2013

Die Pest an Bord, die Schlinge um den Hals, die Handwerker im Haus. Was Schlagbohrer, Kreissägen und Kettenpanzer in Kellern und Gemütern anrichten ist nicht abzusehen.
Und Herr Zettel spielt auch noch den Löwen und brüllt, selbst wenn die schrecklichen Maschinchen schweigen.

Ula vaste pa?

08.07. 2013

Den 20. ging Lenz durch’s Gebirg. Die Gipfel und hohen Bergflächen im Schnee,
die Täler hinunter graues Gestein, grüne Flächen, Felsen und Tannen.
Müdigkeit spürte er keine, nur war es ihm manchmal unangenehm,
daß er nicht auf dem Kopf gehn konnte. (Georg Büchner „Lenz“)

Den 13. geht Kloos durch’s Gebirg. Auf dem Kopf. Damit alles was ihn ärgert, herausfalle.

Little Shop of Horrors (Nachbarschaft 10)

02.07. 2013

Prinzessin

Ein Spaziergang durch das Quartier zeigt: Die Weichen werden richtig gestellt!

Schuhe für Königskinder (Angestellte verbeugen sich), Kunst-Kita Caspar & David (kreativ von Anfang an), Mädchenkleidung Chanelinchen (petite robe noir ab Größe 104), Jungen-Country Club Elbsöhne (Polo, Golf, Segeln), Kinderklavierschule Sergei und die flinken Pfoten (Unterricht auf Russisch), Kinderyogastudio Guru Pauli (Ritalin war gestern).