Archiv der Kategorie: Randnotizen

Sehnsucht.

26.08. 2014

Kaufen! Kaufen! Kaufen! Wer nichts kauft wird angemahnt. Vorwurfsvolle Email von Paypal: „Wir haben Sie aber lange nicht gesehen!“.

Nuscheln.

25.08. 2014

Murmle in die Speisekarte: „Meeresfrüchte schreibt man zusamm.“ S. schaut mich fragend an: „Bei jedem Gericht denkst du an Susann?“

Mystische Ziffern.

16.08. 2014

„Äh, sie sitzen glaube ich auf meinem Platz.“ Glaube ich nicht. Ich glaube für Minimum 90% aller Fernreisenden sind die seltsamen Nummern auf den Zugwaggons eines der letzten großen Rätsel unserer Zeit.

Gefahrensucher.

14.08. 2014

Gestern erstmals mit dem trägen Dreigang-Seniorengleiter todesmutig durch den Stadtverkehr. Ab Morgen aber garantiert nur noch mit Vollvisier-Sturzhelm, Ganzkörper-Lederkombi und aufgestockter Unfallversicherung. Die spärlich vorhandenen Radwege sind entweder komplett zugeparkt, gespickt mit Glasscherben oder von orientierungslosen Hansguckindieluften bewandert. Bald heißt es deshalb knautschzonenbenachteiligt: Ab in den Straßen-Nahkampf zwischen genervten Busfahrern, streitlustigen Taxlern und großkalibrigen, sehbehinderten Geländewagenbesitzern.

Vinyl, Goodbye.

08.08. 2014

Die Schallplatten sind ab heute im Keller bestattet, die Schätze der Jugend werden erst im fortgeschrittenen Greisenalter wieder ausgegraben. Knack, Knister, Knispel: Mit eingetrübtem Geist, aber leuchtenden Augen lausche ich dann der ersten, vom D-Mark-Taschengeld selbst gekauften Single: Nena, „Leuchtturm“:

Gehn wir an Bord und fahren mit
Ich tauch den Fischen hinterher
Mach alle Türen zu und los
Vertreiben wir uns die Zeit im Meer

Freistil.

04.08. 2014

Ein Mann spaziert heute früh im Schlafanzug durch die Straße, in der S-Bahn trägt einer eine Wollmütze mit dem Aufdruck „Busen“. Die anhaltende Hitze macht allen zu schaffen.

Voodoo.

31.07. 2014

Wegen aktueller Gebrechen beim Chinesen: Der mich behandelnde Akupunkteur wird von der Chefin des Ladens scherzhaft DER BRUTALE genannt und lacht tatsächlich mit jedem Nadelstich laut auf.

Große Momente mit kleinen Menschen.

27.07. 2014

Tour de France: Vincenzo Nibali rollt nach 3663,5 Kilometern auf dem Champs-Élysées als Erster über die Ziellinie, steigt ab, ringt nach Atem – und bekommt 2,23 Sekunden später von Signora Nibali einen Säugling (im gelben Strampelanzug) zum abküssen in Großaufnahme angereicht. Fußball-Weltmeisterschaft: Herr Götze schießt das entscheidende Tor – das Spiel ist noch nicht einmal abgepfiffen – da stehen bereits die deutschen Spielerfrauen an der Mittellinie und schubsen stolz den nationaldressgewandeten Nachwuchs vor die Kamera und in Schweinis verschwitze Männerarme. Minigolf-Dorfturnier-Endrunde in Künaz an der Knatter: Heizungsbauer Michael „Tiger“ Fuchs schlenzt auf der entscheidenden Bahn den Ball durch den Vierfach-Looping, locht beim ersten Versuch ein, schmeißt den Schläger ins Gelände, hat im nächsten Augenblick schon Luca-Maurice (3) und Michelle (5) auf dem Arm und winkt freudentränenüberströmt in die Kamera.

Profis sind zwar 362,5 Tage im Jahr in Trainingslagern, auf internationalen Wettkämpfen oder im Spital (und haben sich als Merkhilfe der Kinder Namen auf die Unterarme tätowiert), der Moment des größten Triumphs gehört aber nicht den Teamkollegen, Helfern, Trainern und Fans – sondern gaaanz klar der Familie.

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21.07. 2014

Zurück aus England. Fazit: Landschaft = anders als erwartet (hügelig), Essen = besser als sein Ruf (Chips = Fritten / Crisps = Chips), Leute = unfassbar freundlich (sogar an der Supermarktkasse) und bunt verziert (höchste Tätowierungsdichte der Welt, selbst Greise). Wetter =  Klischee bestätigt (wechselhaft), Linksverkehr = schlimmer als befürchtet (6-Spurige Autobahnkreisel), London = die Hölle (Hektik, Royals, Gentrifizierungs-Hotspot, rip-off, Verkehrskollaps), Cornwall = das Paradies (Ruhe, Einsamkeit, Steilküste, cream tea). Gesamteindruck = I love it.

England