Archiv des Autors: Andreas Kloos

Vrnpft.

19.12. 2014

Seit zehn Wochen verschnupft, süchtig nach Nasenspray (der Apotheker hatte doch eindringlich gewarnt), nachts minutenlange Atemaussetzer, Tempo-Werbemaskottchen, Red-Nosed Reindeer. Von irgendwas die Nase gestrichen voll. Therapieansatz: Raus an die frische Luft, frische Fische, frische Ansätze.

Wurstnirvana (Nachbarschaft 27)

17.12. 2014

Mein neuer Freund R. ist Metzger/Schlachter/Fleischhauer und betreibt direkt vor unserer Haustür sein herzhaftes Handwerk: Eine herrliche Metzgerei. Endlich! Die Norddeutschen kaufen Wurst & Co. normalerweise im Supermarkt an der elenden Fleischtheke und zwangen mich, unbemetzgert, all die Jahre auch dazu. Einmal die Woche macht R. wunderbaren kalten Braten mit Glibber, das Fleisch kommt von ausgesuchten Höfen vor den Toren der Stadt. M. hat neulich in sein offenes Garagentor gelugt; dort hing sogar eine (von Kegelbrüdern erschossene? Überfahrene?) Wildsau im Rock am Haken. Gibt’s vielleicht als Weihnachtsnaschi. Ab 12.00 Uhr bietet R. einen deftigen Mittagstisch. Dort werde ich mittlerweile, wohlig zwischen Blaumännern brummend, oft und gerne über Bauarbeiterportionen gebeugt gesehen.

Countdown.

12.12. 2014

Informationszunami, ein Kaventsmann überschlägt den anderen, mannshohe Brecher bis zum Jahresende. Das Telefon klingelt sich heiser, alle alle alle wollen überall alles alles alles allerdringlichst noch bis Jahresende alle alle alle machen. Am 24. sitzen dann alle alle alle mit zuckendem Auge und Herzrhythmusstörungen unter der Tanne und fragen sich, wo die Besinnlichkeit hin ist.

Lustig freimachen.

11.12. 2014

Infantile Gesellschaft – mein Wochenthema. Brauche Briefmarken, greife in die Kiste, folgende Motive stehen im 60-Cent-Bereich zur Auswahl: a.) „Fuchskinder“ b.) „Janosch Tigerente“ c.) „Sendung mit der Maus“. Ewiges Ärgernis Briefmarkenmotive, womit frankiere ich jetzt den Kondolenzbrief?

Bumsfallera.

09.12. 2014

Infantil, Stichwort gestern. Überhaupt ein Phänomen: Immer mehr lustig uniform bedresste Grüppchen hangeln sich, von süßen Likören, Dosenbier und E-Smokern angeschickert, von Wochenende zu Wochenende, von Metronom zu Metronom, von Weihnachtsmarkt zu Weihnachtsmarkt (Blinkzipfelmützen/Rentiergeweihe), Schlagermove (Brusthaartoupets/Paillettenanzüge), Viertelfinale (Schland-Hüte/Schland-Schminke), Halloween (Hexennasen/Vampircapes), Fasching (falsche Bärte/falsche Brüste), Karneval (falsche Brillen/falsche Glatzen), Oktoberfest (Seppelhosen/Neondirndl), Mittelaltermarkt (Kettenhemden/Prinzessinnenkrönchen), Publik-Viewing (Schland-Trikots/Schland-Schals), Scheunenfest (Seppelhemden, Latexdirndl), Indoorski-Hüttengaudi (Seppelhüte, Neoprendirndl), Osterfeuer (Hasenohren, Hasenzähne) Walpurgisnacht (Hexenbuckel, falsche Warzen) Muttertag (Teufelshörnchen/Fußballtrikots), Vatertag (Engelsflügel/Schlumpfmützen), Jungesellen-Abschied (Strapse/Zopfperücken). Das Restleben ist dermassen grau, öde und streng, das lässt sich nur noch ganzjährig bunt kostümiert ertragen.

Holy Nick.

06.12. 2014

Kam neulich in den Siebzigern noch mit Kinderschreck Knecht R. im Schlepp. Auweia, da kommt er: Sündenregister im goldenen Buch, Zuckerbrot oder Züchtigung (R.), kleine Geschenke (Mandarinen) für stotterfrei aufgesagte Gedichte oder auswendig vorgetragene Lieder. Erwachsene haben nichts bekommen, der Bärtige kam nur zu den Kindern. Gibts doch gar nicht! Derselbe Typ hat heute einen Werbevertrag mit einem Sexspielzeug-Versandhandel und hängt besoffen Ballermann-Hits grölend mit den Blinkzipfelmützeninfantilen am Weihnachtsmarkt-Glühweinstand. R. ist längst in der geriatrischen Abteilung einer Strafanstalt für Gewalttäter und Geschenke (Wempe, BMW) werden heute vor allem von Erwachsenen eingefordert.

Kundenbefragung.

27.11. 2014

Lieber Herr Kloos, wir danken Ihnen für den Kauf von zwei Bleistiften in unserem Onlineshop. Mit der Rechnung übersenden wir Ihnen einen kurzen Fragenkatalog (75 Fragen) zu Ihrer Zufriedenheit mit unserem Service. Bitte nehmen Sie sich doch zwei Stündchen Zeit dafür. Danke.