22.03. 2013
Seit fünf Jahren steht der Mann an der Friedensallee. Er verändert seine Position maximal um dreihundert Meter und trägt Sommer und Winter immer die gleichen Sachen. Lösen sich die Sohlen von den Schuhen, werden sie durch ein neues, identisches Paar ersetzt. Wenn die Hose irgendwann in Fetzen von ihm abzufallen droht, findet er irgendwo deren Zwilling und stellt den optischen Originalzustand wieder her. Der rote Schal ist seit Jahren derselbe. Er trinkt nicht, bettelt nicht, spricht nicht. Er steht da einfach, schaut zu den Häusern und will sich nicht verändern. Versucht er die Zeit anzuhalten oder deren Existenz zu leugnen? Ähnliches wird in Martin Suters Roman „Die Zeit, die Zeit“ unternommen. Er wartet. Auf die Frau, die Familie, die Eltern. Damit er sie nicht verpasst, bleibt er wo er war. Damit sie ihn erkennen, bleibt er wie er war. Als wäre es erst gestern gewesen und würde am Ende wieder gut.