Archiv der Kategorie: Randnotizen

Kalender für Trottel.

02.02. 2015

Ostern

Damit das mühsam angefutterte Weihnachtsbauchfett ins Frühjahr hinübergerettet werden kann, überschwemmt jetzt schon wieder der Osterhasen klebrige Lieferung den Supermarkt. Ganz ehrlich: Wen verlangt es bereits Anfang Februar nach knickebeingefüllten Gelegen?

Liebe und Moneten.

29.01. 2015

Paypal, die alte Online-Kapitalistenschlampe, erinnert mich schon heute unaufgefordert per E-Mail an den Valentinstag. Ich soll ein Schokoladenherz (47% Rabatt) verschenken – oder, falls aktuell niemand zu lieben da ist, mir selbst eine um 20% reduzierte Parship-Mitgliedschaft. Ja, auch an diesem Tag geht es nur um Shopping und Schnäppchen, die Schwestern der Liebe.

Deutschstunde.

27.01. 2015

Holocaust-Gedenktag. Albrecht, Hippie und genialer Grundschullehrer per du, hat uns bereits in der vierten Klasse einen schonungslosen Film über Auschwitz gezeigt. Das hat sich eingebrannt, das wirkt nach.

Bangbux.

26.01. 2015

Mauern der Angst

Ohgottohgottohgott. Der Versicherungsheini ums Eck hat natürlich recht! Wer nicht gleich in seinen Assekuranzenkiosk springt, einen Vertrag mit Eigenblut unterzeichnet und die verdammte Lücke schließt, muss am Lebensabend ausgelaugte Blumenerde als Kaffee-Ersatz durch alte Socken filtern. Es wird alles alles ganz ganz schlimm schlimm, der Standard (jährlich neue Mercedessen in Beige, Kreuzfahrten mit Bingo, Lifta in der Zweitfinca, erste Reihe beim Tote-Hosen-Konzert usw.) nicht mehr zu halten sein.

Heiligsblechle.

25.01. 2015

Alljährlicher KFZ-Gesundheits-Checkup, wie üblich werden clever kaum nachzuvollziehende Posten in Rechnung gestellt. Luftfilterpollendüsenreset, Zündkerzenabdichtungsdings, Lichtmaschinendurchlaufbums. Der Oberarzt schießt mit der Schlüsselübergabe den Vogel ab: Das Reifenreparaturset ist drei Jahre alt! Abgelaufen! Und muss! Nie benutzt! Originalverpackt! Und in Wahrheit noch zweihundert Jahre brauchbar! Weggeworfen bzw. für „nur Zweiundfünfzigvierzigplusmehrwertsteuer“ neu gekauft werden. Gesetz. System. Wahnsinn.

Facegut.

22.01. 2015

Wie gut das tut, mit nur einem Mäuseklick gut zu sein. Geteilte Empörung! Copy and paste! Nehmt das, ihr Bösen der Welt!

Blühende Nostalgie.

20.01. 2015

Schweinerei

Selbstironie? Der guten Dinge Wahnsinn im Schweinsgalopp? Mit chronisch kranker Uhr zur Reklamation bei „Manufactum“, konservative Porzellan-Sparschweine entdeckt. Original Manufactum-Werbetext:

„So unscheinbar dieses Sparschwein daherkommt, so wirkmächtig ist es: Anstelle des üblicherweise bäuchlings plazierten Gummipfropfens, der die schnelle Revision einer Sparentscheidung geradezu herausfordert, verfügt es über einen rundum versiegelten Leib, der die in ihm gesammelte Barschaft nur um den Preis seiner vollständigen Zerstörung wieder freigibt. So lehrt das Sparschwein Verbindlichkeit, indem es Entscheidungen einfordert, die Bestand haben, und es lehrt Disziplin, indem es mit sattem Klingeln die süßen Früchte der Ausdauer und des Verzichts in Aussicht stellt, die seinen Hirten am Schlachttag für alle erlittenen Entbehrungen lautstark und reichlich entschädigen. Natürlich gibt es Mittel und Wege, sich diesen selbstquälerischen Mechanismen zu entziehen. Für diesen (nicht unwahrscheinlichen) Fall tröstet, daß, wenn schon nicht die genannten Persönlichkeitsfacetten, so doch immerhin technisches Verständnis und motorisches Geschick gefördert werden, die es braucht, Teile des vorschnell verfütterten Zasters durch den Einwurfschlitz des Sparschweins wieder zurückzubefördern.“

Frische Ideen.

18.01. 2015

Im Café Oktober. Der Chef stellt ausschließlich Leute ein, die auf dem normalen Arbeitsmarkt keine Chance auf eine Anstellung haben. Sympathisch. Auf der Herrentoilette dann allerdings Verwirrung. Wo ist der Münzschlitz?

Automat

Bus 111 via Reeperbahn.

15.01. 2015

Original Gesprächsmitschnitt vom 14.01. – Oder Szene für 3 Touristen und einen Schlagzeuger. 

Licht. Im Bus. Auftritt Touristengrüppchen im angereiften Alter, alle sind „echt super drauf“.

Boah hab ich Hunger Boah. Du kannst einen Keks von mir haben. Für einen Euro. Tusch. Hahaha. Boah guck mal, was für ein Pott. Boah. Da würde ich nicht mal meine eigene Kabine wiederfinden. Tusch. Hahaha. Boah. Wer trinkt mit mir noch einen kleinen Schlüpferzieher? Ich. Ist die Birne erstmal hohl, ist mehr Platz für Alkohol. Tusch. Hahaha. Boah lass uns mal an der Nächsten aussteigen und eine rauchen. Ja, der Weg zur Lunge muss geteert werden. Tusch. Hahaha.

Abgang. Black.

Licht und Dunkel.

13.01. 2015

Im Radladen. Mister Dynamo ist betagt, stottert bei Regen und soll in Rente. „Das ist doch alte Scheißtechnik“, sagt ein smartes Verkäuferbürschlein und winkt schon geschäftstüchtig mit einem batteriebetriebenen LED-Beleuchtungsanstecksportzwanzigluxfirlefanzsensorfuckingsystem. Ich kann mich einfach nicht zurückhalten und muss eine Grundsatz-Brandrede vor Bürschlein und in der Reihe hinter mir wartender Kundschaft halten. Nun hat das doch fast zweihundert Jahre wunderbar funktioniert! Und hat, außer etwas zusätzlichem Muskelschmalz, nie Energie verbraucht! Es müssen keine verdammten Batterien gekauft und entsorgt werden! Die Lampen bleiben am Rad, werden nicht geklaut und müssen nicht spazieren getragen werden! Das war und ist und bleibt genial! Also her mit dem neuen Dynamo, auch wenn die verfluchte Kasse etwas leiser und seltener klingelt.