Archiv der Kategorie: Randnotizen

Später, an der See.

17.05. 2015

Vor den Dünen: Wunderbar stille, ereignisarme Tage im Strandkorb. Ostmeervögel (Löffler? Schnäbler? Pieper? Säger?) genießen knackige Meeresfrüchte frisch vom Spülsaum, M. und ich streicheln am Strandweg zwei Zwergeselstuten und nehmen in therapeutischen Dosen Weißwein ein.

Vermessung.

15.05. 2015

Goodbye Tissot LeLocle. Hello Activity-Armband mit Anzeige von Fitnesslevel, Schritten, Kalorienverbrauch, Schlafmodus, Mundgeruchdiagnostik, Darmdruckmessung, Blinzelzähler und Testosteronstatus. Gegen Aufpreis sogar mit Uhr.

Semiotik.

12.05. 2015

Der schaurige Schädel mit gekreuzten Knochen, traditionelles Piktogramm für Gift, Tod und Verderben hat deutlich an Abschreckungspotenzial verloren. Zumindest hier in Hamburg; Hochtoxischer Unkrautvertilger wird hier neuerdings schon mal versehentlich in den Heringsdipp gerührt, denn in allen Bereichen wird inflationär mit grinsenden Totenköpfen gewuchert. Das ist so meeegageil rockerwild, freibeuterfrech und underdogmässig. Überall die bleiche Rübe: Auf den Fandevotionalien des geschäftstüchtigen Zweitligisten mit Werber-Kultstatus, auf den Wimpeln der Kindertagesstätte „Die krassen Elbwichtel“, auf der Biberbettwäsche der Seniorenresidenz St. Pauli und auf den coolen Souvenirs für all die ewig Junggebliebenen Zuhause. Mitglieder von Motorradclubs friemeln in dunklen Ecken beschämt die ehemals bedrohlichen Aufnäher von den Kutten, neue Symbole des Schreckens müssen her.

Dododo.

11.05. 2015

Zalando, Grillido, Lieferando, Putzillo, Libido. Per Appclick alles ruckizucki frei Haus rankarren lassen. Einfach bräsig im Sofa sitzenbleiben.

Der schreckliche Hulk.

09.05. 2015

Großer Kundendienst beim Hausarzt, Datenabgleich, Batteriecheck usw. Kontrollmessungen ergeben: Entgegen der Eintragungen im Personalausweis bin ich nicht 1,79 sondern knapp 1,82 mtr groß! Außerdem sind die Augen nicht graublau sondern giftgrün! Was passiert hier?

Kein Kaffee.

07.05. 2015

Zweites Frühstück mit Schwarzweißfilm von gestern im Fernsehen. „Oh Boy“. Gut – in vielerlei Hinsicht. Wiedersehen mit K., die eine schwäbische Tresenkraft spielt und mit Kaffee geizt. Der Held sagt den schönen Satz: Ich denke immer die anderen sind seltsam. Wahrscheinlich bin ich es aber der seltsam ist. Oder so ähnlich. Gibt mir jedenfalls nachzudenken. Auch warum ich mich in Berlin immer schon so schrecklich unwohl gefühlt habe. Wenn ich gelegentlich hin muss, laufe ich auch heute noch mit diesem unbestimmt mulmigen Gefühl durch die Straßen. Liegt wahrscheinlich an mir.

Marlborocowboy.

06.05. 2015

Die Fliegeruhr als Zeichen von Erfolg, jede Küche ist Ausdruck der Persönlichkeit, in Geländewagen sitzen potente Abenteurer, Badezimmerarmaturen sind der Abdruck des Charakters, handgemalte Klo-Kacheln aus Andalusien lassen Künstlerblut erkennen und das freistehende Passivhaus bezeugt die nachhaltige Lebensleistung.

Geheime Absprachen.

02.05. 2015

An jeder Drehspießbude dieser Welt das gleiche Lied:

„Hallo. Ein Döner bitte. Kalb, ohne Zwiebeln aber mit Soße, gerne scharf.“ „AllesklareinmalPutemitZwiebelohneSoßenichtscharfkommtsofortCheffe.“

Phil & Sophie.

30.04. 2015

„Irgendwas ist immer“. Eben nicht. Bekäme ich all die Stunden, die ich mich komplett grund- und bodenlos gesorgt, gemartert und aufgerieben habe an Lebenszeit hinten angehängt und könnte es ab heute besser machen – ich würde sagenhaft alt, ein Grinsen im Gesicht, das lustige Pfeifchen im Mund und Schwarzwälderkirsch mit Schuss auf dem Teller.

Zweites Frühstück.

27.04. 2015

Bus nach Berlin: Kaum eingestiegen öffnet das verhutzelte Männlein neben mir ungeniert eine Tupperdose mit Balkansalat von gestern. Dazu gibt es gepellte Eier, überreife Bananen und eine Flasche Rülpsradler. Unfassbar.