Archiv des Autors: Andreas Kloos

Aufgebrezelt (Nachbarschaft 19)

09.02. 2014

Aha! Neuromarketing! Neben der Ladentür unserer Bäckerei ums Eck ist neuerdings (gut getarnt) ein kleines Loch aus dem es so riecht, wie es eigentlich neben Ladentüren unserer Bäckereien ums Eck riechen sollte. Schnitt. Die Aufbackfachkraft drinnen in der bösen Stube ist eine von herzlosen Arschgeigen gecastete, mies bezahlte Teilzeitsklavin, die nicht nur in stressigem Akkord die von verschiedenen Triebmitteln hochgejazzten Brötchendummies aufbacken, sondern auch noch im angeschlossenen Café freundlich lächelnd schwierige Kundschaft („Ich hab gesagt mit Sojamilch!“) bedienen und hinten im Kabuff mayonnaisenlastige Fettbemmen Togo beschmieren muss. Auf der Verpackung dann die Botschaft des Fabrikbesitzers: „Hier kommt garantiert nur Gutes in die Tüte“.

Februar.

06.02. 2014

Ein im Winterrasen eingesumpfter Tretroller, ein nie bezogenes Vogelhäuschen aus dem Baumarkt für hässliche € 3,99 und der Wind klampft auf den bemoosten Saiten der Wäscheleine zwischen vergessenen Unterhosen eine traurige Melodie. Gleich kommt Sven Regener und schreibt ein Lied.

Pieps.

03.02. 2014

Der Hauswart hat den hübschen Vogelbeerenbaum vor dem Fenster zusammengeschnitten. Jetzt sind in auch noch die Amseln wohnungslos. Schlimm, Hamburg.

Vertreibung (Nachbarschaft 18)

02.02. 2014

„Lifestyle Of Health And Sustainability“? „Lebe Ohne Hast, Agiere Salbungsvoll“? „Leute Ordern Hoffnungslos Alten Schrott“? „Leider Ohne Hirn Aufgewachsen, Sapperlot“? Fuck you, LOHAS.

Bionade-Biedermeier-Bezirk Ottensen (unser Zuhause) muss man sich mittlerweile aber auch leisten können: Wohnen im Altbau nur noch für vermögende Weltenretter, Parkplätze nur noch für Hybrid-Volvo dunkelgrün, ein Platz im Café nur noch für stillende Öko-Väter in Strickpullovern, ein Lächeln an der Supermarktkasse nur noch für zweihundert Euro Nachhaltigkeit im Jutebeutel.

VIP.

30.01. 2014

Vielfahrer, Dauerkunde, Leidensgenosse. Besuch in der DB-Lounge: Bequeme Ledersessel, freier Internetzugang, kostenlose Heiß- und Kaltgetränke, gute Zeitungen, saubere Toiletten, ruhige Atmosphäre, keine Idioten. Was ist denn hier los?

1000 Euro, (lau)warm (Nachbarschaft 17)

28.01. 2014

Wohnungsbesichtigung. Die wie üblich rotzfrech überteuerte, abgefuckte Ranzbude im mageren Speckgürtel kann aber nicht betreten werden, der Makler (2 Monatsmieten) hat den Termin verdrängt. Der Eindruck von außen reicht sowieso:
Der halb versteinerte, verrottete Balkon bietet einen unverbauten Blick auf eine chemische Autowaschanlage und auf den Sperrmüll der am Messie-Syndrom erkrankten Nachbarschaft.
Von der Fassade bröckelt der graue Putz, die Fenster sind blind, der Rasen ist von Hundemeuten zugeschissen und neben den Türklingeln klebt eine Warnung: „Betteln, hausieren, klingeln und lachen verboten“.

Feed me, Seymour.

26.01. 2014

Venusfliegenfalle

Dionaea muscipula und anderes fleischfressendes Gewächs als Sonderposten an der Supermarktkasse – im Sommer gibt es ein Wiedersehen mit einem ganz anderen Kaliber: „Audrey Zwo“ aus „Der Kleine Horrorladen“ (Reloaded).

ABC-Schütze.

22.01. 2013

Geträumt: Schulzeugnis-Ausgabe bei Ursula von der Leyen. Die Klasse steht Spalier, die Mitschüler werden von der Ministerin einzeln per Handschlag beglückwünscht. Mir drückt sie stattdessen gequält lächelnd eine Schachtel Pralinen in die Hand. Darauf ein Karte: Das war leider Dein letzter Versuch.

Vier Monate später.

19.01. 2014

Endlich wieder Zuhause. Sensationell: Zu Mittag heute frisches, selbstgekochtes Essen! Toll: Das knackige Zeug ist bestimmt Gemüse. 16 Wochen schnitzellastige Theaterkantine (ausgerichtet nach dem Geschmack fettverliebter Techniker) haben Spuren hinterlassen. Später noch ein Dauerlauf am Fluss. Ansonsten Ruhe und Sammlung.