Archiv des Autors: Andreas Kloos

Große Momente mit kleinen Menschen.

27.07. 2014

Tour de France: Vincenzo Nibali rollt nach 3663,5 Kilometern auf dem Champs-Élysées als Erster über die Ziellinie, steigt ab, ringt nach Atem – und bekommt 2,23 Sekunden später von Signora Nibali einen Säugling (im gelben Strampelanzug) zum abküssen in Großaufnahme angereicht. Fußball-Weltmeisterschaft: Herr Götze schießt das entscheidende Tor – das Spiel ist noch nicht einmal abgepfiffen – da stehen bereits die deutschen Spielerfrauen an der Mittellinie und schubsen stolz den nationaldressgewandeten Nachwuchs vor die Kamera und in Schweinis verschwitze Männerarme. Minigolf-Dorfturnier-Endrunde in Künaz an der Knatter: Heizungsbauer Michael „Tiger“ Fuchs schlenzt auf der entscheidenden Bahn den Ball durch den Vierfach-Looping, locht beim ersten Versuch ein, schmeißt den Schläger ins Gelände, hat im nächsten Augenblick schon Luca-Maurice (3) und Michelle (5) auf dem Arm und winkt freudentränenüberströmt in die Kamera.

Profis sind zwar 362,5 Tage im Jahr in Trainingslagern, auf internationalen Wettkämpfen oder im Spital (und haben sich als Merkhilfe der Kinder Namen auf die Unterarme tätowiert), der Moment des größten Triumphs gehört aber nicht den Teamkollegen, Helfern, Trainern und Fans – sondern gaaanz klar der Familie.

Rüstung.

25.07. 2014

Weitere Vorbereitungen zu „Der kleine Ritter Trenk“ (Premiere am 22.11.14 am Theater Bielefeld): Gefääährliche Drachen, magische Ferkel, Minnesänger in Strumpfhosen, emanzipierte Burgfräuleins, verliebte Knappen – und eine Ritterburg aus Marzipan!

Bitte links drücken.

21.07. 2014

Zurück aus England. Fazit: Landschaft = anders als erwartet (hügelig), Essen = besser als sein Ruf (Chips = Fritten / Crisps = Chips), Leute = unfassbar freundlich (sogar an der Supermarktkasse) und bunt verziert (höchste Tätowierungsdichte der Welt, selbst Greise). Wetter =  Klischee bestätigt (wechselhaft), Linksverkehr = schlimmer als befürchtet (6-Spurige Autobahnkreisel), London = die Hölle (Hektik, Royals, Gentrifizierungs-Hotspot, rip-off, Verkehrskollaps), Cornwall = das Paradies (Ruhe, Einsamkeit, Steilküste, cream tea). Gesamteindruck = I love it.

England

Schweiß & Ruhe.

14.07. 2014

Einsame Wanderung auf dem steilen Küstenweg von Port Isaac nach Port Quinn. Die Masse der Touristen bleibt am ersten Eisstand/Souvenirshop/Toilette des Fischerdorfes hängen. Nach oben gibts keine Rolltreppen, Gondelbahnen, Lifte, Eselchen oder Sherpas. Goodbye. Dann endlich nur Wind, unverstellte Aussicht und die See.

Weiteres Highlight: Padstow, Hafenpromenade: Die Liskerd Silver Brass Combo mit ihrem wunderbaren „Best of World War Medley“.

Wie soll man leben?

10.07. 2014

Café Bath vor dem Bath in Bath. Ein kühles Blondes, called a pint of Becksbier, best of fucking Krautass Brewery. Heimweh bleibt dennoch aus. Ein Gitarrenvirtuose spielt zwischen hundert aufgedrehten Landschulheimpickelkindern Pink Floyd goes Paco de Lucía. Wahnsinn. Hingebungsvoll. Mit geschlossenen Augen. Selig lächelnd. Für eine Handvoll Indianergeld in den Hut.

The Others.

09.07. 2014

London Sightseeing, City of London: Unfassbare Menschenmassen; 1/3 Bank- und Versicherungsangestellte, 1/3 Touristen, 1/3 Working Class Heroes. Letztere müssen die niederen Scheißjobs machen, den anderen 2/3 hinterherfeudeln und zur sofortigen Identifizierung demütigend neongelbe Leuchtwesten tragen.

Leuchtwesten

The Royals.

08.07. 2014

London Sightseeing, Buckingham Palace, Changing of the Guard: Die bärenfellbemützte Blaskapelle ihrer Majestät spielt Filmmusik-Evergreens (!) Indiana Jones. Harry Potter. Was ist hier eigentlich los? Frau Windsor, pretty amused, winkt aus dem Fenster und trinkt dabei eine Büchse Cola light.

Lachen und Leiden.

04.07. 2014

Hi hi ha ha ho ho im Thalia-Zelt: Drei Musketiere, voll auf die Zwölf. Touché! Lange nicht mehr so gelacht. Wie ein Gegenentwurf der Standort des Spektakels: Die vom und für den Hamburger Geldadel erfundene HafenCity. Nichts und niemand haucht diesem Reichenquartier Leben ein. Da helfen auch keine originellen Cafés, trendigen Restaurants oder Luxusfiedelhallen.

Bzzz.

30.06. 2014

Nach vier Monaten endlich wieder für längere Zeit Zuhause. Im Nachtrag noch ein Blick in den Innenhof der Bruchbude, die mir die letzten fünf Wochen Heim und Herd war. Nur aufs erste Hingucken ein grün-verwildertes Idyll. Skatrunde der Toten.

Quartett

Flut.

25.06. 2014

Letzter Vorprobentag in Wilhelmshaven, von den Einheimischen liebevoll „Schlicktown“ genannt. Nach fünf Wochen zum ersten Mal die üblichen Pfade (Bahnhof-Theater-Wohnung-Theater-Wohnung-Bahnhof) verlassen, das Meer gesucht und gefunden. Gezeitenglück. Ein Kormoran verschlang einen rohen Aal, wir fanden ein Fischrestaurant.

Meer