Archiv des Autors: Andreas Kloos

Es ist… ein Urmel!

05.09. 2013

Urmelplakat

Der Vorverkauf hat schon begonnen! Mit dabei: Ein Professor, der Eier ausbrütet. Ein depressiver See-Elefant. Ein Pinguin mit feuchter Aussprache. Ein Schwein, das Koteletts brät. Ein Waran aus Nordfrankreich. Ein arbeitsloser König. Ein grünes Urmel mit Schuppen. Stanley Kubrick. Doktor Zwengelmann aus Pumpolon. Seine beiden unbezahlten Praktikanten. Eine krabinische Riesenjappe. Ein unsichtbarer Fisch. Zwei Rockstars!

Theater Bielefeld

Richelieu im Kühlregal.

03.09. 2013

Zurück in Deutschland. Zunge und Gaumen sind erschüttert und gewöhnen sich erst allmählich wieder an die vergleichsweise faden Frischprodukte von Edeplus, Aldika und Lidlrew. Es liegt nicht allein am Urlaubsfeeling und an der hübschen Kassiererin; das Zeug aus dem französischen Supermarkt schmeckt definitiv besser. Gemüse, Obst, Käse, Fleisch: Den schmackhaften Stoff, den sich auf dem Ottensener Wochenmarkt nur Werber und Edelnutten leisten können, gibt es dort fürs gemeine Volk. Bezahlbar. In jedem Carrefour.

Helden.

30.08. 2013

Gerard

Das Theater von Saint-Jean-de-Maurienne. Die Stadt („Welthauptstadt des Radsports“) legt den Schwerpunkt doch eher auf die legendären Pässe, ihre Bezwinger und deren Beherbergung. Weswegen wir auch hier sind. Dennoch eine kulturelle Randnotiz: Der filmschauspielende Namensgeber der Trümmerbude, Gérard Philipe, ließ sich am 22. November 1959 in Paris im Kostüm des El Cid beerdigen. Das ist doch mal was.

Der feine Unterschied.

27.08. 2013

Platz, Platz, Platz. Weiche Polster, besseres Design, Durchsagen in klingender Sprache und freundliches, frischgeduschtes, gut aussehendes Personal in schicker Arbeitskleidung.
Im Bordbistro Champagner und Fußmassagen, draußen winken rotweinselige Baskenmützenopis auf klapprigen Fahrrädern mit knusprigen Stangenbroten. Aha! Eine Zugfahrt durch Frankreich!

Erpressung.

24.08. 2013

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Altersvorsorge light: Rail & Shit WC-Wertbons sammeln und vor Eintritt in den Ruhestand beim Bahnvorstand einlösen.
Oder gleich in Bahnhofshops verprassen! Aber nur Montag und Dienstag zwischen 16.30 Uhr und 16.42 Uhr beim Kauf von Produkten die mit „R“ anfangen, maximal zwei Konsonanten haben und deren Warenwert mindestens € 2,50 und höchstens € 2,85 beträgt.

Laster.

22.08. 2013

LKW-Fahrer sind samt ihrer hässlichen Karren keine Sympathiewürste, haben aber, wie alles was in Deutschland mit großkalibriger Benzinverbrennung zu tun hat, eine starke Lobby. Die Forderung „Güter gehören auf die Bahn“ lief schon in den 80er Jahren voll ins Leere und wurde von Knuddelkampagnen („Ein Herz für Brummis“) gekontert: Heute ist das Angebot an Onaniervorlagen und anderem Truckerzubehör in Autobahn-Raststätten riesig und die Strassen sind endgültig verstopft mit Gigalinern, an deren Lenkräder übermüdete Jogginganzugträger In Badeschlappen hocken.
Im letzten Jahr ist in Hamburg ein besonders schlecht aufgelegter Kollege bei einem riskanten Überholmanöver in eine Gruppe Radsportler gefahren und hat, hoppla, einen der Fahrer getötet. Jetzt wurde der Mann, der wohl schon vor dem Unfall aggressiv auf Radfahrer reagiert hat, verurteilt: Zehn Monate auf Bewährung. Seinen Führerschein darf er behalten.

Beachboys.

18.08. 2013

Ostsee

Ein Tag am Meer. Spektakuläres am Himmel, Spektakel am Boden: Henry vom Korb nebenan ist das schlimmste Kind am Strand, eine Heulsuse und ein Körperklaus: Das Wasser ist zu kalt, die Sonne zu heiß und das Eis fällt natürlich in den Sand. Nicht mal Seilspringen kann er. Zu recht wird er daher von Johnny, seinem großen Bruder, dauergepiesakt. Herrje, jetzt auch noch Federball: Henry macht wieder keine Punkte und weint. Aloha-Feeling kommt nur bei Papa Charly auf, der von seiner neuen Freundin Cindy ausgiebig eingecremt wird und sonst nichts mitkriegt. Im Gegensatz zu mir.

Vogelwohnung (Nachbarschaft 13)

14.08. 2013

Ikea

Zuhause werden Wände aufgerissen, Steigleitungen verlegt und grobschlächtige Handwerker schlagspachteln, fugbohren, stemmschleifen oder was auch immer Metzger tun und der Schlachter grobes Handwerk ist. Wir sommerfrischen derweil in einer Ausweichwohntoilette mit Kochnische, die von Schwester Ratched aus einem Katalog für offene Wohngruppen in Irrenanstalten eingerichtet wurde. Alles ist von abwischbar hässlicher Funktionalität, in der Luft liegen Rauch, Streit und Depression der Vormieter und kaum ist nachts das Licht aus, werde ich von Schwärmen heißhungriger Mücken bewusstlos gestochen. Tagsüber verstecken sich die Biester unter der aufgeplatzten Beschichtung der Schrottmöbel und ich mich im Café. Neben mir sitzt ein Pullunder, der Tabletten einnimmt und sich am Telefon mit „Hallihallo“ meldet. Sein Hund heißt Schnakenbär. Vielleicht habe ich mich aber nur verhört oder Halluzinationen setzen ein. Eins ist sicher: Das ist der Vormieter. Garantiert.

Legenden.

12.08. 2013

Cux

Mit J. am Meer. Viel Spaß unter alten Freunden mit toten Meeresfrüchtchen: J.s Sohn ließ am Vorabend im Fischrestaurant seine während der Mahlzeit in eine Serviette eingewickelte 1000 €-Zahnspange auf dem Tisch liegen. Auf dem Müllplatz hinter der Küche heute, Brechreiz unterdrückend, gemeinsam acht Fischküchen-Abfallsäcke entleert und gefleddert. Keine weiteren Details. Unvergessliche Szenen, die man nur mit den allerbesten Freunden teilt und nie wieder vergisst. Die zahnmedizinische Apparatur blieb verschwunden, aber die Freundschaft lebt – gelitten, gelacht, mit Bier nachgespült.

Pelikan, Geha, Lamy.

10.08. 2013

Einschulung des Neffen. Manches verändert sich nie: Krepp-Papier, Wollkordeln, Blockflöten. Schön! Aber dieser einzigartige Schulgeruch: Basisnote (Angst)schweiß, Herznote Pausenstulle, Kopfnote Desinfektion?