Archiv des Autors: Andreas Kloos

Frühbeete.

04.03. 2014

Nachbarn heben Haustiergräber im Innenhof aus; Waldo, Fopsy und Mieze sind gestorben.

Mopsmädel reimt an der Schmerzgrenze:

„Wenn ich allein spazieren geh
und die vielen Hundis seh,
mit einem Menschen an der Leine,
tut das weh, so dass ich weine“

Heiser, kehlig, brunftig.

01.03. 2014

Samstags im Zug von Hamburg nach Dortmund. Selber schuld. Oleee Oleee, wir fahrn in Puff nach Barcelonaaa… Fußball-Fangesang muss scheiße klingen. Randvoll mit Testosteron und Dosenbier könnten sich die Freizeit-Hunnen im sauer verdienten Wochenend-Ausnahmezustand zwar trotzdem bemühen einen Ton zu treffen, aber genau das muss dringend vermieden werden! Denn wer die Töne trifft ist garantiert schwul, um im Fußballsprachlichen zu bleiben.

Fans

Pawlow.

28.02. 2014

Kitty

Trauma. Verbinde seit der Regie-Assistententenzeit zu Beginn des Jahrtausend das Klingeln des Handys automatisch mit Hiobsbotschaften, Schreckensnachrichten, Weltuntergang, Massaker und Tod. Sämtliche Versuche mit neuen Geräten (Hello Kitty Candy Phone) und aufmunternden Klingeltönen (Crazy Monkey Dance) sind gescheitert. Wenn das Helferlein fiept werden die Hände feucht.

Lieber lügen.

24.02. 2014

Doktor

Wieder beim Arzt. Aus aufmüpfiger Frühlingslaune heraus ein eisernes Gesetz gebrochen: Erzähle Ärzten auf Nachfrage nie, dass du Regisseur am Theater bist. Behaupte Buchhaltung, Tankwartschaft oder Steuerwesen. Sonst geht los, was heute losging und statt um aktuelle Leiden und deren Linderung dreht sich das Gespräch mit dem Heiler kostbare sonnenstundenlang um schauspielstudierende Halbnichten, Opernhighlights ab 1942, frühe Schultheater-Erfahrungen im Fränkischen, den Tatort vom Sonntag („Wann machen sie mal einen?“), die Academy Awards und um Onkel Doktor’s Onkel Heinz, der auch „geschauspielert“ hat und dann dem Alkohol verfiel.

Strike!

23.02. 2014

Mit L. (11) auf der Bowlingbahn; L. räumt im Kinder-Freistil (auf Arsch und Knien plus wird-schon-gut-gehen) ordentlich Kegel ab. Die Erwachsenen nehmen die Sache ernster, diskutieren Technik und Taktik, sind konzentriert und fokussiert – und werden trotzdem von L. abgehängt. Verdammter Ehrgeiz. Übertreten! Smokey, wir sind hier nicht in Vietnam, wir sind beim Bowling, da gibt es Regeln!

Poltergeist.

20.02. 2014

Theaterwohnungsbesichtigung. Lieber vorher besichtigen als hinterher für immer schlaflos.

Theaterwohnung

Originalfoto. Tonnenschwere Gardinen mit Katzengoldkante, Teppich auf Teppich auf Teppich, Schrankwand Modell „Henkereiche rustikal“, monströse Weichmacherplastikblumen-Arrangements, Fernseher (Atrappe) aus Asbest, Biberbettwäsche mit Fußballmotiven, Dekoration aus der kobaltblauen Designerhölle und an den Wänden Gemälde von bösen, blinden Malern, absichtlich mit Füßen gemalt.

Bunte.

19.02. 2014

Haben sie Stress? Hilflose Ärzte-Standardfrage. Nein. Nur das stundenlange Abhängen in zugigen Wartezimmern mit abgegriffenen Hausfrauenzeitschriften und Fahrstuhlmusik verursacht etwas Vorhofflimmern.

Who’s Who.

12.02. 2014

Bestellungen beim Dreispartenhauskantinenwirt:
Tanztheater: Kannst du mir bitte mein Tupperdosenslampf in das Microwell warm machen? Ich geh solang zwei rauchen.
Musiktheater: Öch nöhmö dön Salat möt Potenbrost, ein stöllös Wassör ond eunön Salbeutöö.
Schauspiel: Machste ma n Strich uff mein Deckel? Ick bringe das Glas nach der Probe zurück.

Raaache.

10.02. 2014

Arbeit an Heinrich von Kleist „Michael Kohlhaas“:

„Dem Rosshändler schlug das Herz gegen das Wams. Es drängte ihn, den nichtswürdigen Dickwanst in den Kot zu werfen und den Fuß auf sein kupfernes Antlitz zu setzen.“