Archiv des Autors: Andreas Kloos

Tendenz: Steigend.

13.04. 2014

Glückskekse

B. streift beim Verlassen der Sushi-Bar den Glückskeks-Karton und die süßen Prophezeiungen krachen hinter uns zu Boden. Mehr Pech geht nicht – und dennoch läuft endlich alles besser, besser, besser – die Sonne scheint seit Tagen exklusiv für jüngst Gebeutelte und der lachende Frühling piept Popsongs von allen Bäumen.

Vom Geissenpeter.

08.04. 2013

Luxus greift um sich: Fahrt im City-Nightliner-Schlafwagen (Einzelkabine). Auf Knopfdruck faltet sich das Bett aus der Wand, der freundliche Schweizer Schlafwagenkellner erscheint, serviert Ovomaltine, dimmt das Kajütenlicht und liest für mich, auf meiner Bettkante sitzend, mit leiser Stimme aus Johanna Spyris „Heidi“. Gute Nacht.

Das Fenster zum Hof.

01.04. 2014

Bobbycars sind Resonanzkörper: Bilden mehrere kleine Menschen auf roten Plastikautos einen Korso auf schrundigem Kita-Hofschotter, klingt das schnell wie eine Panzerdivision in Angriffsformation. Ansonsten macht der Wohnzimmerblick auf das Spielplatzgeschehen viel Spaß. Kinderspiele (Backe-Backe, raus bist du) und Mobbing (Schippe auf Kopp, Sand ins Gesicht) – ewige Kindergartenklassiker.

K-Town.

30.03. 2014

Seltsame Tage in Kaiserslautern, Weltmeister der Einbahnstraßen.
Erstes Schleudertrauma im Waschsalon der Heimatlosen. Schlimm. Dafür ein hübscher Blick in einen Hinterhofgarten. Jeden Abend ruft eine steinalte Frau dort stundenlang nach ihrem Haustier. Wahrscheinlich schon vor Wochen weggelaufen.

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Cuoco (Nachbarschaft 23)

18.04. 2014

Andronaco

Mittagshapps bei Vincenzo Andronaco; Der Olivenöl-Pate macht die beste Pizza außerhalb Neapels. Die Küchen- und Servicecrew besteht ausschließlich aus sorgfältig gecasteten, temperamentvollen Vollblut-Süditalienern, das entsprechende Show-Akzentprogramm für Damen („Einemalenummerackzehnspaghettivongolefürdasblondebellasignoratischfumpf“ gibt es gratis dazu. Kichern, Applaus. Zum Nachtisch noch eine ziegelsteingroße Portion Tiramisu. Ab ins Bett.

Im zweiten Gang.

16.03. 2014

Dunkler Turm

Ruhige, untertourige Tage im vorpommernschen Biohotel. Anfängliche Zweifel (WLAN nur von 10.00 – 17.00 Uhr im „Sonne-Mond-Und-Sterne-Zimmer“) legen sich. Stille (Ohrgeräusche), Aussicht (Landschaft) und Literatur (Hesse ist zurück) durch erzwungene Medienabstinenz („Sonne-Mond-Und…“). Der Vegy-Küchenbulle ist ein begnadeter Gemüsemagier und köchelt virtuos auf, ab dem dritten Glas schmeckt sogar das levitierte Leitungswasser. Höhepunkt: Spaziergang mit M., vorbei am dunklen Turm.

Kuckucksheim (Nachbarschaft 22)

14.03. 2014

Kuckucksheim

Mit leidendem Küchenwecker in Uhrmachermeisters Notaufnahme ums Eck. Tick, tick, tick, trrrr: Interieur und Angebot seit den späten Siebzigern wohltuend unverändert. Ins lachende Auge fallen Sternzeichenmedaillons in Bicolor und eine riesige Kuckucksuhr, reduziert von 275 Mark auf 120 Euro. Der Meister hat nicht nur die Zeit im Laden angehalten, der ganze Laden ist ein feinmechanischer Aufschrei gegen die Zeit.

Vogelkrieg.

11.03. 2014

Neues vom Hof: Die Elstern bauen im Vogelbeerbaum (Maschinengewehr)nester, patrouillieren auf dem Dachfirst, lassen sich von den Amseln den Pass zeigen und schießen mit Kanonen auf Spatzen!

Privatier (Nachbarschaft 21)

06.03. 2014

Bahnsteigklause S-Bahnhof Bahrenfeld 1976: H. trinkt einen Jägermeister, packt Frl. Krups in einen Karton, dreht ein letztes Mal den Schlüssel um, nimmt die S1 in Richtung Landungsbrücken und kümmert sich seither nur noch um seine Zierfische.

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