26.04. 2013
Albert Bouley, Koch des Jahres 1990 bei Gault-Millau, ist gestorben. In den späten 80ern habe ich eine Kochlehre bei ihm absolviert. Mit Köchen ist es wie mit Chirurgen oder Theatergypsies; man muss dafür gemacht sein. Nach vier Jahren habe ich gemerkt: Ich bin kein Koch. Dennoch habe ich viel von meinem Maitre gelernt. Auch das Köche nicht unbedingt übergewichtige Handwerker sein müssen. Gute Köche sind nicht dick. Albert trug unter seiner seidenen Kochjacke Hemd und Krawatte und war auch sonst ein Ästhet. Chardonnay statt Bier, leise Stimme statt Gebrüll. Mein Patron war sensibel, ein Kochkünstler. In anderen Küchen fliegen die Pfannen und der Stift wird bei Bedarf noch geohrfeigt. Die fröhlichen Fernsehköche vermitteln gelegentlich ein leicht verzerrtes Bild dieser Berufsgruppe. In Monsieur Bouleys Restaurantküche herrschte bei allem Stress und knüppelharter Arbeit ein guter, kreativer Geist. Wir haben viel mit ihm gelacht, aber am meisten mochte ich seinen nachdenklichen, melancholischen Zug. Adieu, Albert.